Probleme privilegierter Menschen

von Benjamin Bächle

Hab' 'nen Fress-Flash und möcht' mir jetzt Cronuts kaufen,

doch krieg' den Finger nicht aus dem Arsch um zu Haustür zu laufen.

Mich bockt es grad tierisch zu fressen und saufen.

In meiner Bude türmt sich das Futter zu Haufen.

 

Aber ich will diesen Scheiß nicht, brauch' 'ne neue Runde,

denn mein Geschmack wechselt mit jeder Sekunde.

Ich gehör' zur Generation der übernächsten Stunde,

ein Millennial mit sozialer Wunde.

Ich will jetzt 'nen Chili-Nutella-Wrap -

ohne mich zu bewegen, einfach direkt per App.

Ich will mich nicht stressen, ich bin doch kein Depp!

Aber ich will mehr Würze, meinem Leben fehlt Pepp!

 

Bin nur noch am Kotzen, hab so viele Sorgen,

ich will alles sofort und nicht erst Morgen.

Amazon Prime soll mich 24/7 versorgen.

Warum bleibt mir Manches trotzdem verborgen?

 

Ich kann doch alles kriegen, kann ganz hoch hinauf.

Hey, ich will keinen Stress, Mann, den ich bin gut drauf.

Ich ändere einfach täglich meinen Lebenslauf.

Unannehmlichkeiten nehm' ich nicht in Kauf.

 

Ich probier' ewig aus, mal hier und mal da,

ich ignorier' euer pädagogisches Bla Bla.

Hey, ich bin der King und rauf laut "Hurah!"

Legt mir die Welt zu Füssen und macht kein Trara!

 

Warum klappt nicht alles auf Anhieb, so wie ich will?

Ich mach mich nicht schmutzig, nee Mann, ich chill.

Ihr seid alles Idioten, ich bin der „King of the Hill“.

Ich verlange zu viel? Ach Alter, sei still!

 

Mir geht’s so beschissen, ich muss so viel leiden.

Ich will nur chillaxen und mich nicht immer entscheiden.

Alles ist teuer und scheiße, das möcht' ich ankreiden,

Ich könnt mich auch gleich als Opfer verkleiden.

 

Wen einen alles ankotzt, das Leben nur brennt,

man sich aber niemals anstrengt, sondern immer nur pennt.

Wenn man nicht gefeiert wird, weil man nur an sich denkt,

dann wird man mit Luxusproblemen überschwemmt.

 

Wir sind privilegiert und undiszipliniert,

ein jeder hat Angst, dass er was verliert.

Die Gesellschaft geizt, moniert und giert,

über jedes Haar in der Suppe sind wir pikiert.

 

Leidende Kinder wären irritiert,

denn sie haben Hunger und sie friert,

während man bei uns bloß eruiert,

welchen Schampus man am Besten zum Hummer serviert.